Die 0700er-Rufnummer stellt eine Besonderheit auf dem deutschen TK-Markt
dar: Nutzer können (theoretisch) "ein Leben lang die gleiche Nummer" haben, die sich auf
jeden beliebigen realen Anschluss umleiten lässt und sich somit
zum Beispiel auch bei einem Umzug nicht ändert. Das Ziel ist ähnlich einer Handynummer: Eine deutlich
einfachere, komfortablere und schnellere Erreichbarkeit.
Die insgesamt zwölfstelligen Nummern bestehen aus der Vorwahl
0700 und einer nachfolgenden achtstelligen Ziffernkombination. Man
kann sich also aus rund 100 Millionen möglichen Nummern seine
eigene aussuchen, sofern diese noch nicht vergeben sein sollte.
Funktionsweise
Durch eine intelligente Schaltung beim 0700-Nummern-Anbieter kann man sich an verschiedenen Stellen
suchen lassen: Ja nach Anbieter, kann der Anruf nacheinander zu verschiedenen, vorher definierten Zielen geschaltet werden und lässt
es dort ein paar Mal klingeln. Nimmt keiner
ab, geht das Gespräch weiter an den nächsten möglichen Standort. Dies
ist durchaus sinnvoll, lässt man sich
zuerst im Büro suchen, als zweites zu Hause und als drittes auf dem Handy.
Ist die Suche dann immer noch nicht
erfolgreich, steht als letzte Instanz eine Sprach-Mailbox bereit. Je nach Anbieter kann das Suchsystem
so flexibel sein, dass je nach
Tageszeit (Ferienzeit oder Feiertag) ein anderes Suchschema angewendet werden kann.
Zuteilung der Rufnummer und Anbieter
Variabel ist die 0700er-Nummer auch in der Anschaffung: Sie wird zwar
immer von der Bundesnetzagentur zugeteilt,
über welchen Carrier die Nummer dann geschaltet wird, bleibt dem Kunden selbst
überlassen, nur ist die Zahl der Anbieter mit dem Ausstieg der Deutschen Telekom (und in Folge damit auch von 1&1) aus dem Hosten von 0700-Rufnummern spürbar gesunken
Dabei sind die Preise und Leistungen der Anbieter keinesfalls identisch. Jeder
Anbieter hat unterschiedliche Preise und Leistungsmerkmale. Große Unterschiede
gibt es bei den monatlichen Kosten und bei den Verbindungspreisen. Auch wer
Wert auf häufige und komfortable Wechsel legt, sollte Wert auf die Auswahl
seines Anbieters legen.
Preise und Serviceleistungen der Anbieter
Die Kosten für das Betreiben einer solchen lebenslangen Rufnummer setzen sich
aus mehreren Komponenten zusammen. Als erstes fallen generell einmalig 62,50 Euro
für die Zuteilung der Rufnummer durch die Bundesnetzagentur an. Hinzu kommen
eventuell einmalige Kosten für das Schalten der Nummer durch einen der
genannten Carrier, sowie eine monatliche Grundgebühr, die auch 0 Euro betragen kann.
Zu diesen festgelegten Preisen addieren sich noch nutzungsabhängige
Kosten, wenn ankommende Gespräche auf einen Mobilfunkanschluss oder ins Ausland weitergeleitet werden.
Anbieter |
AS-Infodienste |
baj |
TELEflash |
TELiAS |
Einrichtung |
22,61 |
kostenlos |
9,95 |
53,55 |
Grundgebühr |
7,74 |
ab 5,95 |
0,00 - 6,95 1) |
5,82 2) |
Abrechnungstakt |
30/30 |
30/30 |
k.A. |
30/30 |
Weiterleitung (Preis pro Minute) |
|
Festnetz (Inland) |
kostenlos |
ab 0,07 |
Mobilfunk (Inland) |
0,21 |
0,23 |
nicht möglich / kostenlos1) |
0,35 |
Stand: August 2020. Preise in Euro (inkl. MwSt.).
1) Bei einer Grundgebühr von 0,00 Euro ist keine Weiterleitung in die dt, Mobilfunknetze möglich, ab einer Grundgebühr von 4,95 Euro ist die Weiterleitung ins dt. Mobilfunknetz inklusive. Im Tarif Premium für 6,95 ist auch die zeitbasierte Weiterleitung enthalten und kostenpflichtige Weiterleitung ins Ausland möglich
2) Zusätzlich muss ein Sekretariatsdienst ab monatlich 11,78 Euro gebucht werden. |
Der Anrufer zahlt somit immer den selben Preis (zu 0700), egal wohin das
Gespräch weitergeleitet wird, er merkt allerdings auch nicht, ob sich sein
Gesprächspartner z.B. im Büro oder im Ausland aufhält.
Für das Durchschalten zu einer 0700er Nummer gibt es keine feststehenden
Tarifvereinbarungen. Der übliche Verbindungspreis im Festnetz der Telekom beträgt 12,3 Cent pro
Minute zur Hauptzeit und 6,2 Cent pro Minute in der Nebenzeit. Bei Mobilfunkanbietern können das bis zu 71 Cent pro Minute werden, im Zuge der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes ist eine Deckelung auf maximal 14 Cent oder eine tarifliche Gleichstellung mit normalen Festnetzanrufen (inklusive Einbeziehung in Flatrates) im Gespräch.
Diese hohen Minutenpreise sind auch der Hauptgrund, weshalb sich die
0700-Nummern nicht am Markt durchgesetzt haben. Durch die Einstufung als Sonderrufnummer
sind Anrufe auch in keiner Flatrate enthalten.
Kosten für Anrufe vom Handy sind besonders hoch.
Diese erfahren Sie in unseren Infoseiten zu Sonderrufnummernkosten für
Vertragskunden und
Prepaid-Kunden.
Natürlich entscheidet nicht der Preis allein; es gibt auch Unterschiede
in den enthaltenen Serviceleistungen:
Service |
AS-Infodienste |
baj |
TELEflash |
TELiAS |
Konfiguration |
|
per Internet |
kostenlos |
k.A. |
kostenlos |
per Sprachmenü |
nicht möglich |
k.A. |
nicht möglich |
per Operator |
22,61 Euro |
k.A. |
Sonstiges |
|
Voice-Mailbox |
Optional |
k.A. |
inkl. |
Nein |
Mailbox-Abfrage |
Voice-Datei, Zustellung per E-Mail |
k.A. |
Voice-Datei, Zustellung per E-Mail |
- |
Kündigungsfrist |
1 Monat z. Quartalsende |
k.A. |
1 Monat |
1 Monat |
Stand: September 2020. Preise in Euro. |
Interessengemeinschaft IG 0700
Im Zuge des Ausstiegs der Deutschen Telekom aus dem Hosting von 0700-Rufnummern und der Neuregelung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) im Hinblick auf Tarife für Anrufe zur Vorwahl 0700 hat sich eine Non-Profit-Organisation mit dem Namen IG 0700 gebildet.
Ihr Zweck ist es, die lebenslange persönliche Rufnummer bekannter zu machen und die Designfehler wie unklare Verbindungspreise zur Vorwahl 0700, welche die meisten Telefonteilnehmer vor einem Anruf dort abhält, zu beseitigen. Als Ziel soll die Vorwahl 0700 einer "regulären" Vorwahl (wie 030 für Berlin oder 0911 für Nürnberg etc.) gleichgestellt werden. Das würde bedeuten, dass Anrufe 0700 auch von einer bei vielen Kunden vorhandenen Flatrate zum Festnetz abgedeckt würde.
Alternativ könnte 0700 zum Mobilfunktarif (wie z.B. in England) abgerechnet werden, was bei einer Flatrate zu Mobilfunk auch die Vorwahl 0700 und eine etwaige Weiterleitung auf ein Mobiltelefon mit deutscher SIM-Karte beinhalten müsste. Verschiedene Hoster von 0700-Rufnummern stehen dieser Idee noch skeptisch gegenüber.
Zusammenfassung
Die variablen Rufnummern - so zumindest die Konzeption - ermöglichen eine Verbindung von jedem Telefonnetz in ein beliebiges anderes, völlig unabhängig von der eingesetzten Technik, und das weltweit. Leider ist die Erreichbarkeit aus dem Ausland nicht immer gewährleistet, was sich seit dem Ausstieg der Deutschen Telekom aus dem Nummernhosting noch verschlechtert hat. Die Bundesnetzagentur fühlt sich hier nicht zuständig.
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